Bericht des Kommandanten Oberleutnant zur See Hans-Joachim Klaus:
Am 17.10.1943 liefen wir aus St. Nazaire aus und kamen weit genug von der portugiesischen Küste
abgesetzt und tagsüber unter Wasser marschierend, unbehelligt nach Süden bis auf die
Höhe der Straße von Gibraltar. Am 31.10.1943 legte ich das Boot den ganzen Tag lang
vor Kap Spartel, südwestlich der Meerenge, auf Grund, um in der folgenden Nacht wenige Tage
nach Neumond zum Durchbruch anzusetzen. Während dieser Zeit wurde lebhafter Schiffsverkehr
abgehorcht. Kurz nach Dunkelwerden wurde aufgetaucht. Seewärts von uns stand sehr nah ein
Bewacher. Wir konnten unbemerkt vorsichtig nach Nordosten ablaufen, zunächst wegen Meeresleuchtens
mit kleiner, bald mit Höchstfahrt über Wasser in die Meerenge hinein. Noch vor
Mitternacht erfolgte ein Flugzeugangriff durch die mit Leight-Light ausgerüstete Wellington R
des 179. britischen Squadron, genau von achtern. Feuer der eigenen Bootsflak brachte den Angreifer
im entscheidenden Augenblick kurz aus dem Kurs, so dass die Bombenreihe an Steuerbord dicht neben
das U-Boot fiel. Nach dem Alarmtauchen wurden keine erkennbaren Schäden festgestellt, danach
ging es weiter im Unterwassermarsch. Ein Versuch, das Boot an der afrikanischen Küste auf
Grund zu legen, um die nächste Nacht abzuwarten und gleichzeitig Treibstoff zu sparen, schlug
fehl. In offenbar sehr starker Strömung schleifte das Boot lange laut über die Felsen,
bis wir genug Untertrieb hatten. Kurz nach Aufziehen der Grundwache begann eine starke und relativ
gut liegende Wasserbombenverfolgung. Wir lösten uns während der zahlreichen Angriffe
von Grund und konnten dann zunächst unbehelligt unter Wasser weiter in östlicher Richtung
ablaufen. Kurz nach Dunkelwerden am 01.11.1943 und mit praktisch leerer Batterie, musste
aufgetaucht werden. Wir befanden uns am Ende der Straße auf der Höhe der Felsen von
Gibraltar, die friedensmäßig erleuchtet waren. Alle befeuerten Seezeichen waren in
Aktion, außerdem herrschte reger Flugbetrieb mit gesetzten Positionslaternen. Ein Weiterlaufen
mit äußerster Kraft oder Diesel-Ladefahrt war wegen starken Meereslauchtens nicht
möglich. Zur Erhaltung der Manövrier- und Tauchfähigkeit wurden jedoch beim
Weitermarsch mit beiden Dieseln in das Mittelmeer hinein die E-Maschinen eingekuppelt und die
verminderte Ladeleistung in Kauf genommen. Nach relativ kurzer Fahrtdauer war voraus eine neue
Überwasserbewacherkette auszumachen. Beim Versuch, diese an ihrem Südflügel, also
in Richtung afrikanischer Küste, zu umfahren, wurden plötzlich Leuchtgranaten von einem
vor dem Uferschatten nicht erkennbar gewesenen Bewacher geschossen. Hell erleuchtete See! Nach
dem Alarmtauchen erfolgte erneut eine schwere und lange Wasserbombenverfolgung von mindestens
drei Bewacherfahrzeugen. Wir versuchten, unter Wasser in Richtung afrikanischer Küste
abzulaufen und steuerten die 200-Meter Tiefenlinie an. Nach Aufhören der Angriffe lief das
Boot auf etwa 180 Meter sanft auf Grund. Folgende gravierende Schäden wurden festgestellt:
- Die Batterien waren weiterhinleer.
- Der E-Verdichter war ausgefallen (vom Fundament gesprungen)
und war auch mangels Batteriestrom nicht mehr in Betrieb zu nehmen.
- Druckluft stand nur noch
von einer Gruppe zur Verfügung (die anderen Gruppen waren inzwischen leer).
- Die Backbord
Wellenstopfbuchse machte stark Wasser.
Fazit: Ein Liegenbleiben auf Grund bis zur nächsten
Nacht war nicht möglich. Selbst nach geglücktem Auftauchen müßte man längere
Zeit über Wasser bleiben. Dieses Ergebnis wurde mit den Offizieren besprochen und die daraufhin
getroffene Entscheidung über Lautsprecher im Boot bekanntgegeben. U 340 war nicht mehr
kampffähig. Es sollte verlassen, gesprengt und versenkt werden. Die Wahrscheinlichkeit war
groß, die in Sichtweite liegende afrikanische Küste und damit spanisches Hoheitsgebiet
zu erreichen, mit Chancen auf die spätere Rückkehr in die Heimat. Am nunmehr 02.11.1943
wurde noch vor Tagesanbruch, unmittelbar aus 180 Metern Tiefe, aufgetaucht. Beim Rundblick
wimmelte es noch immer von Bewachern. Befehl: "Alle Mann aus dem Boot" Die Besatzung stieg schnell
und diszipliniert unter Mitnahme aller verfügbaren Schwimmwesten und Schlauchboote aus,
während das Boot mit mittlerer Fahrt voraus und leichtem Backbordruder zunächst auf die
Küste zuhält. Die Sprengpatronen an den vorderen und hinteren Torpedorohren waren
gezündet, alle Tauchzellen bis auf die vordere waren geflutet, Tiefenruder achtern "hart unten",
"vorn, oben 5". Zuletzt entlüftet der Leitende Ingenieur die letzte Tauchzelle, zündet die
Sprengpatrone im Turm und verläßt mit dem Kommandanten das nur noch mit halben Turm aus
dem Wasser ragende Boot, das etwa 150 bis 200 Meter danach mit offenem Turmluk nunmehr in Richtung See
unterschneidet. Kurz darauf mehrere dumpfe Detonationen. Mit Hellwerden war die See so weit
wir blicken konnten von Fahrzeugen frei. Die im Wasser Treibenden waren inzwischen über eine
ziemlich weite Fläche verteilt und wurden von mehreren von der marokkanischen Küste kommenden
Fischerbooten aufgenommen. Bald darauf erschien wohl noch während des Vormittags von Gibraltar her
die britische Sloop "HMS Fleetwood", stezte sich innerhalb der 3-Meilen-Zone zwischen die Fischerboote
und das Festland und holte die Besatzung von U 340, zumindest in einem Fall mir Warnschüssen
von MG-Feuer vor den Bug eines Fischerbootes, zu sich an Bord. Lediglich ein Besatzungsmitglied, der
Maschinenobergefreite Gerhard Hinz, wurde aus nie geklärten Gründen nicht gerettet,
obwohl er zu den Ersten gehörte, die der Leitende Ingenieur zum Verlassen des Bootes einteilte.
Mit dieser eine Ausnahme kamen alle in britische Kriegsgefangenschaft, die sich für einige
Besatzungsmitglieder bis Ende 1947 hinzog.
Wie wir heute wissen, gingen in den Tagen unseres
Durchbruchs mehrere Geleitzüge aus Gibraltar durch die Straße, so dass auch verstärkte
See- und Luftüberwachung angesetzt war. Das Boot liegt nach meiner Kenntnis nich immer auf
der Versenkungsstelle vor Ceuta. |